Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.
Degustationen

Einen Wein zu verkosten heißt nichts anderes, als ihn mit seinen
Sinnesorganen sehen, riechen und schmecken und damit zu analysieren
.

Man geht Schritt für Schritt vor:

1) Aussehen - optischer Eindruck - Man prüft den Wein mit dem Auge hinsichtlich der

  • Klarheit - Ein klarer Wein strahlt selbst Licht aus, eine Trübung ist ein schlechtes Zeichen.
  • Farbe - Leichte Weine sind meist hell, schwerere Weine haben einen satteren Ton.
  • Farbtiefe - Junge Weißweine sind heller, reifere Weißweine werden farbdunkler.
    Rotweine haben in der Jugend eine tiefere Farbe, mit zunehmenden Alter werden sie heller
    und nehmen orange oder bräunliche Töne an.
  • Flüssigkeitszustand - Die Intensität der Schlieren ist ein Hinweis auf die Konzentration
    des Alkohols und der Extraktstoffe (=Dichte) des Weines.
  • Wasserrand und Reifefarbtöne - Dies sind Hinweise auf ein gewisses Alter des Weines.

2) Geruch - Die Geruchssubstanzen, die durch die Nase direkt oder indirekt erfahren werden, sind
äußerst zahlreich und vielschichtig. Ein guter Wein weist immer einen angenehmen Duft auf.
Die Benennung der zahlreichen Düfte bereitet fast immer große Schwierigkeiten.

Die Bewertung des Geruches erfolgt in dreifacher Hinsicht, der

  • Reintönigkeit - Riecht der Wein reintönig, sauber oder ist er unsauber und fehlerhaft.
  • Intensität - Die Intensität des Geruches geht von verhalten, dezent bis zu duftig, ausgeprägt.
  • Art der Aromen - fruchtig, würzig, vegetativ, blumig, karamelig, Holztöne,
    erdige Noten, chemische, animalische, sonstige Aromen.

3) Geschmack - Den Geschmack empfindet man auf der Zungenoberfläche durch die
Geschmackspapillen mit ihren Geschmacksknospen. Man kann nur vier
Geschmacksempfindungen wahrnehmen, nämlich

  • süß (Zungenspitze),
  • salzig (vordere Seitenzone),
  • sauer (hintere Seitenzone),
  • bitter (hinterer Zungenteil)
  • Süßegrad - von trocken über lieblich bis süß
  • Säure - von mild über lebendig bis kräftig
  • Tannin (Gerbstoff) - von zart bis gerbstoffreich
  • Alkohol - von leicht bis kräftig (als wärmend-scharfer Geschmack spürbar)
  • Körper (Extrakt) - von schlank bis kräftig (= der Gehalt an den Inhaltsstoffen des Weines)
  • Alter - von jung über abgelagert bis abgebaut (Wein unterliegt dem Werden, Reifen und dem Abbau)
  • Trinkreife - von Beginn der Trinkreife über Höhepunkt bis Höhepunkt überschritten
  • Potential - von "jetzt zu trinken" bis "noch viele Jahre Entwicklung"
  • Abgang - von kurz bis lang
  • Harmonie (Gleichgewicht der Komponenten) - von einfach über ansprechend bis vielschichtig

4) Bewertung / Qualität / Punkte - Hier kommt es zu einer Zusammenfassung der Kriterien:

  • Aussehen (4 Punkte)
  • Geruch (4 Punkte)
  • Geschmack und Gesamteindruck / Potential (12 Punkte)
  • ergeben maximal 20 Punkte. Die Qualität reicht von schwach über gut bis außergewöhnlich.

Die Summe aller Sinneseindrücke durch Auge, Nase und Mund ergibt das Gesamtbild des Weines.
Man wird dann, vielleicht nach mehreren Versuchen, zur Erkenntnis gelangen, was einen guten Wein
von einem schlechten Wein unterscheidet. Auch wird man erkennen, dass sowohl große Weine
als auch kleine Weine ihre Berechtigung haben.